Teilweise Arbeitsunfähigkeit
Bei teilweiser Arbeitsunfähigkeit stellt sich die Frage, ob die gesetzlichen Mindestansprüche gemäss OR 324a als Geldminimum zu betrachten ist, also der Betrag zu errechnen und auf eine entsprechend längere Zeit umzurechnen ist. Die andere Lösung, das Zeitminimum, würde nicht zu dieser Umrechnung führen. Gemäss Obligationenrecht hat der Arbeitgeber den Lohn für eine beschränkte Zeit (nicht während einer beschränkten Zeit) zu entrichten. Daraus wird gemäss heute vorherrschender Interpretation abgeleitet, dass das Geldminimum gilt. Bei teilweiser Arbeitsunfähigkeit ist also der Lohnfortzahlungsanspruch auf einen längeren Zeitraum umzurechnen:
Beispiele:
Lohnfortzahlung nach Skala | Arbeitsunfähigkeit | Aufgerechnete Lohnfortzahlung |
---|---|---|
15 Wochen | 50% | 30 Wochen |
12 Wochen | 60% | 20 Wochen |
3 Wochen | 80% | 3,8 Wochen |
Berechnungsbeispiel für 50 % Arbeitsunfähigkeit mit 15 resp. 30 Wochen Lohnfortzahlung (erste Zeile):
Beginn Arbeitsunfähigkeit | 15.4.2016 |
Grad Arbeitsunfähigkeit | 50 % |
Lohn | CHF 6 000.– |
Lohnfortzahlung nach Skala | 15 Wochen |
Lohnfortzahlung bei 50 % | 30 Wochen |
Ende Lohnfortzahlung | 10.11.2016 |
Monat | Lohn | Lohnfortzahlung | Total |
---|---|---|---|
April | CHF 4 400.– | CHF 1 600.– | CHF 6 000.– |
Mai | CHF 3 000.– | CHF 3 000.– | CHF 6 000.– |
Juni | CHF 3 000.– | CHF 3 000.– | CHF 6 000.– |
Juli | CHF 3 000.– | CHF 3 000.– | CHF 6 000.– |
August | CHF 3 000.– | CHF 3 000.– | CHF 6 000.– |
September | CHF 3 000.– | CHF 3 000.– | CHF 6 000.– |
Oktober | CHF 3 000.– | CHF 3 000.– | CHF 6 000.– |
November | CHF 3 000.– | CHF 1 000.– | CHF 4 000.– |
Dezember | CHF 3 000.– | CHF 3 000.– | |
Total | CHF 20 600.– |
Dabei kann auch direkt mit dem Geldminima gerechnet werden. Dabei wird erst der Lohnfortzahlungsbetrag ermittelt:
Beginn Arbeitsunfähigkeit | 15.4.2016 |
Grad Arbeitsunfähigkeit | 50 % |
Lohn | CHF 6 000.– |
Durchschn. Tage pro Jahr | 365.25 |
Wochen pro Jahr | 52.18 |
Lohnfortzahlung nach Skala | 15 Wochen |
Betrag | CHF 20 697.60 |
Monat | Lohn | Lohnfortzahlung | Total |
---|---|---|---|
April | CHF 4 400.– | CHF 1 600.– | CHF 6 000.– |
Mai | CHF 3 000.– | CHF 3 000.– | CHF 6 000.– |
Juni | CHF 3 000.– | CHF 3 000.– | CHF 6 000.– |
Juli | CHF 3 000.– | CHF 3 000.– | CHF 6 000.– |
August | CHF 3 000.– | CHF 3 000.– | CHF 6 000.– |
September | CHF 3 000.– | CHF 3 000.– | CHF 6 000.– |
Oktober | CHF 3 000.– | CHF 3 000.– | CHF 6 000.– |
November | CHF 3 000.– | CHF 1 097.60 | CHF 4 197.60 |
Dezember | CHF 3 000.– | CHF 0.00 | CHF 3 000.– |
Total | CHF 20 697.60 |
Die beiden Berechnungen führen nicht exakt zum gleichen Resultat, da in der zweiten Berechnung das Jahr normalisiert ist. Zwischen April und November liegt die Mehrheit der Monate mit 31 Tagen, was zu der Differenz führt. Es sind beide Berechnungsarten möglich, wobei diese nicht von Fall zu Fall gewechselt werden sollte. Die zweite Berechnungsweise dürfte einfacher sein, da die Berechnung bei der ersten Methode oft nicht zu ganzen Wochen führt (z. B. 11,25 Wochen), was bei der Umrechnung auf ein Datum zu Schwierigkeiten führt.
Erst im November endet die Lohnfortzahlung, da insgesamt der ganze Betrag der Lohnfortzahlung geleistet werden muss. Wechselt in der Zwischenzeit das Anstellungsjahr, so beginnt die Lohnfortzahlung neu zu laufen. Es ist also der Betrag für das neue Anstellungsjahr zu rechnen und wiederum die volle Lohnfortzahlung bis zur Erschöpfung des Betrags zu leisten.