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Arbeitszeitmodelle: Flexibilität als Wettbewerbsvorteil

Die Ansprüche an Arbeitszeitsysteme sind je nach Branche und Funktion sehr unterschiedlich. Wo erforderlich werden Arbeitszeiten fix vorgegeben und wo möglich wird meist flexibel gearbeitet. Inwiefern flexible Arbeitszeitmodelle einen Vorteil erbringen können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

13.09.2023 Von: Thomas Wachter
Arbeitszeitmodelle

Während im Grundmodell mit Gleitzeit lediglich Arbeitsbeginn und Arbeitsende in einem gewissen Ausmass variabel ausgestaltet ist, kennen viele Betriebe heute Jahresarbeitszeit oder teilweise auch Lebensarbeitszeit. Zunehmend setzt sich zudem die örtliche Unabhängigkeit als weitere Flexibilisierungsmöglichkeit durch und ermöglicht mit Homeoffice oder anderen Formen der Telearbeit eine grösstmögliche Flexibilität.

Sowohl Arbeitgeber wie Mitarbeitende profitieren von flexiblen Arbeitszeitsystemen. Mitarbeitende verfügen über mehr Zeitsouveränität und sind positiver gegenüber der Arbeit eingestellt. Arbeit, Familie und Freizeit lassen sich besser aufeinander abstimmen, es resultiert eine bessere Work-Life-Balance.

Unternehmen können ihrerseits besser auf den Markt reagieren, was zu einer Produktivitätssteigerung und folglich Wettbewerbsvorteilen führt. Durch die Flexibilisierung der Arbeitszeit lassen sich die verfügbaren Personalressourcen besser bewirtschaften und eine bessere Ausrichtung auf die Kundenwünsche erzielen. Die Firma steigert zudem ihre Attraktivität als Arbeitgeber, indem sie den Bedürfnissen der Mitarbeitenden nach hoher Zeitautonomie und flexibler Gestaltung der Arbeit entgegenkommt. Und schliesslich kann zusätzliches Personalpotenzial – genauer: Personen, die auf Teilzeitarbeit oder Aushilfsstellen angewiesen sind – erschlossen werden.

Vorteile von flexiblen Arbeitszeitsystemen

Die Flexibilisierung der Arbeitszeit wird aus verschiedenen Gründen durch die Unternehmen vorangetrieben:

  • Die Mitarbeitenden verfügen über mehr Zeitsouveränität. Arbeit, Familie und Freizeit lassen sich besser aufeinander abstimmen, es resultiert eine bessere Work-Life-Balance. Dadurch wird eine bessere Position auf dem Arbeitskräftemarkt erreicht. Insbesondere durch attraktive Teilzeitmöglichkeiten lassen sich zudem neue Personalmärkte erschliessen, was dem Mangel an qualifizierten Mitarbeitenden entgegenwirkt. Dabei zeigt die Erfahrung in Betrieben, in denen flexible Arbeitszeitmodelle eingeführt wurden, dass die Einstellung zur Arbeit und Aufgabe positiver wird. Dies obwohl mit zunehmender Flexibilisierung der Arbeitszeit die Anforderungen an Vorgesetzte wie Mitarbeitende steigen.
  • Durch grössere Flexibilität können Unternehmen besser auf den Markt reagieren und durch einen optimalen Einsatz der Mitarbeitenden Kosten senken. Für das Unternehmen resultieren Produktivitätssteigerungen und somit Wettbewerbsvorteile. Die Anpassung der Personalkapazität an den Auftragsanfall führt zu einer besseren Auslastung, wodurch Kapitalbindungskosten und Lieferengpässe vermindert werden. 
  • Die Flexibilisierung der Betriebszeiten ermöglicht längere Präsenz für Kunden und Geschäftspartner, indem die Arbeits- und Betriebszeit entkoppelt wird. Weil die Arbeit versetzt geleistet wird, ist der Betrieb auch frühmorgens, über Mittag sowie am Abend länger erreichbar. 
  • Günstiger Nebeneffekt: Die Mitarbeitenden profitieren von einem kürzeren Zeitaufwand für den Arbeitsweg, indem die Verkehrsprobleme in den Spitzenzeiten entschärft werden und die Hauptverkehrszeiten gemieden werden können. Dies gilt noch verstärkt bei der Möglichkeit zu Homeoffice.

Zielsetzungen

Die Flexibilisierung der Arbeitszeit wird aus folgenden Gründen durch die Unternehmen vorangetrieben:

  • Verlängerung/Flexibilisierung der Betriebszeiten
  • Kapazitätsausgleich
  • Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber
  • Personalmarketing: zusätzliches Personalpotenzial erschliessen
  • Vermeidung logistischer Probleme
  • Alternative zum Personalabbau

Verlängerung/Flexibilisierung der Betriebszeiten

Die Hauptüberlegung der Unternehmen liegt meist bei einer Verlängerung und/oder Flexibilisierung der Betriebszeiten. Dadurch lassen sich die verfügbaren Ressourcen besser bewirtschaften und eine bessere Ausrichtung auf die Kundenwünsche erzielen. Zentral ist dabei die Entkoppelung von Arbeits- und Betriebszeiten durch die verschiedenen Formen von Gleit- und Schichtsystemen.

Arbeitszeitflexibilisierung ermöglicht eine effiziente Auslastung von Räumlichkeiten und Maschinen. Wenn ein Unternehmen die Auslastung der Maschinen und eine permanente Anpassung an die Kundenbedürfnisse gewährleisten soll, können die Betriebszeit und die Arbeitszeit der einzelnen Angestellten nicht deckungsgleich sein. Das ist keineswegs eine neue Erkenntnis, und Schichtarbeit gibt es ja bekanntlich schon lange. Neuere Arbeitszeitmodelle bringen aber eine Menge besserer und flexiblerer Möglichkeiten als eine starre Schichtregelung.

Viele Kunden, die während der normalen Bürozeiten arbeiten, schätzen es, wenn sie ausserhalb derselben bedient werden. Eine wichtige Überlegung für die Einführung von flexiblen Arbeitszeiten liegt also darin, kundenorientierte Präsenzzeiten sicherstellen zu können. Gerade die konsequente Ausrichtung eines Unternehmens auf die Kundenwünsche bedingt vermehrt flexible Arbeitsstrukturen, die nach individueller Arbeitszeitgestaltung rufen. So haben viele Unternehmen die Blockzeiten abgeschafft: Arbeitsanfang, Pausen und Arbeitsende bestimmen die Mitarbeitenden oft im Rahmen von Leitplanken und in gegenseitiger Absprache selbst.

Kapazitätsausgleich

Viele Unternehmen haben einen wechselnden und teilweise schlecht planbaren Personalbedarf. Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen gelingt es, unterschiedliche Kapazitäten beim Produktionsgüterausstoss oder bei der Dienstleistungserbringung zu erreichen. Gemäss einer Umfrage in EU-Ländern werden die grössten Leistungssteigerungen durch flexible Reaktionsmöglichkeiten bei Nachfrageschwankungen erreicht.

Auch hier übernehmen die Mitarbeitenden in aller Regel Mitverantwortung und organisieren sich weitgehend selbst. Dabei ist der Liefertermin «heilig»: Bei mehr Aufträgen arbeiten die Mitarbeitenden länger, bei weniger Arbeit kompensieren sie geleistete Überstunden. Die Firma spart Überstundenzuschläge, die Mitarbeitenden verfügen über bedingte Arbeitszeitautonomie.

Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber

Unternehmen, welche ihren Mitarbeitenden flexible Arbeitszeitmodelle bieten, sind als Arbeitgeber attraktiver. Sie kommen den Bedürfnissen der Mitarbeitenden nach hoher Zeitautonomie und flexibler Gestaltung der Arbeitszeit entgegen. Dadurch können Mitarbeitende erhalten werden, welche aufgrund einer veränderten familiären oder persönlichen Situation auf flexible Modelle angewiesen sind oder welche spontan und ohne langfristige Planung ihre Arbeitszeit wählen wollen.

Personalmarketing: zusätzliches Personalpotenzial erschliessen

Flexible Arbeitszeitmodelle erlauben die Erschliessung des zusätzlichen Personalmarktes mit Personen, welche auf Teilzeitarbeit oder Aushilfsstellen angewiesen sind. Insbesondere bei angespannter Arbeitsmarktlage versuchen immer mehr Unternehmen Mitarbeitende anzusprechen, welche aufgrund persönlicher oder familiärer Verhältnisse nicht in der Lage sind, an einer Vollzeitstelle mit fixen Arbeitszeiten zu arbeiten. Zudem gibt es eine wachsende Zahl von potenziellen Mitarbeitenden, welche aus verschiedenen Überlegungen flexible Stellen suchen oder Interesse an geteilter Verantwortung (Jobsharing) haben.

Es gibt heutzutage mehr hochqualifizierte Frauen denn je. Diese können aus familiären Gründen häufig keine Vollzeitstelle besetzen. Unternehmen mit flexiblen Arbeitszeiten oder Teilzeitpensen können vom Potenzial der gut ausgebildeten und motivierten Frauen profitieren.

Vermeidung logistischer Probleme

Flexible Arbeitszeiten bewirken eine Verteilung der Beanspruchung der Infrastruktur. In den Bereichen öffentliche Verkehrsmittel, Parkplätze, Verpflegung, Pausenräume, Zeiterfassung etc. können sich bei fixer Arbeitszeit logistische Probleme ergeben.

Alternative zum Personalabbau

Zudem ist Arbeitszeitflexibilisierung eine interessante Alternative zum Personalabbau in einem Unternehmen, denn Entlassungen kosten – nebst einem beachtlichen Image- und Vertrauensverlust – viel Zeit und Geld für die Ausarbeitung und Durchführung von Sozialplänen, für Abfindungen und Frühpensionierungen etc.

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