Unsere Webseite nutzt Cookies und weitere Technologien, um die Benutzerfreundlichkeit für Sie zu verbessern und die Leistung der Webseite und unserer Werbemassnahmen zu messen. Weitere Informationen und Optionen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Ok

Konfliktlösung: Mit wertschätzender Kommunikation Kündigungen vorbeugen

Ein erfolgreiches Konfliktmanagement sowie ein vertrauensvolles Verhältnis mit dem Vorgesetzten sind für eine positive und inspirierende Zusammenarbeit entscheidend. Welche Rezepte gibt es, wenn Konflikte überhandnehmen und einer konstruktiven Zusammenarbeit «im Weg» stehen? Welche Vorkehrungen kommunikativer Art in einer Konfliktsituation können seitens Arbeitgeber getroffen werden, damit der Vorgesetzte keine Kündigung aussprechen muss?

19.09.2022 Von: Regula von Arx
Konfliktlösung

Wenn Menschen zusammenarbei­ten, sind sie naturgemäss nicht im­mer einer Meinung. Durch eine passende Kommunikation, das proaktive Anspre­chen von Differenzen sowie gegenseiti­ges Akzeptieren von unterschiedlichen Standpunkten stellen diese Meinungs­verschiedenheiten jedoch im Alltag selten nachhaltige Probleme dar. Sie gehören dazu — so kann auch eine Entwicklung stattfinden.

In unseren Newplacement-Beratungen stellen wir fest, dass es zwei Hauptgrün­de sind, weshalb Kündigungen ausge­sprochen werden: Entweder erfolgen diese aufgrund einer Reorganisation, oder aber das Verhältnis zwischen dem Vorgesetzten und dem betroffenen Mit­arbeitenden gestaltet sich so schwierig, dass eine gemeinsame Zusammenarbeit nicht mehr möglich ist. Hier stellt sich die Frage, wie ein frühzeitiger konstruktiver Umgang mit unterschiedlichen Meinun­gen und Konflikten gelingen kann, damit die Situation nicht weiter eskaliert. Wenn Konflikte länger ungelöst sind respektive nicht angesprochen werden und vor sich hin schwelen, erschwert dies die Situation enorm. Dies ist auch mit erheblichen Kosten verbunden: Im Konfliktfall reduziert sich die Leistung nachweislich, und auch krankheitsbedingte Absenzen sind nicht zu unterschätzen. Gute Gründe also, sich etwas vertiefter mit diesem Thema und den Hintergründen auseinanderzuset­zen.

Welche sind die vier häufigsten Konflikte im Arbeitsumfeld?

Machtkonflikt

Macht ist ein wichtiger Faktor am Ar­beitsplatz. Je nachdem, wie ausgeprägt der eigene Ehrgeiz ist, wird ein Mitarbei­tender bemüht sein, seine Position zu hal­ten und den Einflussbereich zu vergrös­sern. Dies wird jedoch schwierig, wenn verschiedene Mitarbeitende denselben Anspruch haben. Bei Reorganisationen, Zusammenlegung von Abteilungen oder Fusionen sind solche Konflikte vorpro­grammiert.

Rollenkonflikte

Sie entstehen, wenn jemandem eine be­stimmte Rolle zugeschrieben wird und sich der Mitarbeitende nicht mit dieser identifizieren kann oder von anderen nicht akzeptiert wird. Jede Rolle ist mit bestimmten Erwartungen verknüpft, aber nicht jeder schafft es, diese zu erfüllen.

Verteilungskonflikte

Bei dieser Konfliktform spielt das Gefühl der Ungleichbehandlung eine wichtige Rolle. Wenn das Gefühl entsteht, dass der Kollege die spannenderen Projekte oder mehr Kompetenzen erhält, kann dies zu unausgesprochenen oder offe­nen Konflikten führen. Gefühlte Ge­rechtigkeit und Wertschätzung, aber auch materielle Aspekte spielen hier eine wichtige Rolle.

Wertekonflikte

Hier herrschen unterschiedliche Vorstel­lungen über bestimmte Themen. Innere Werte beeinflussen massgebend unsere Denk- und Handlungsweise, und wenn diese nicht zu den Vorgaben der Firma oder des Vorgesetzten passen, können Wertekonflikte schnell entstehen.

Nach Victor Glasl gibt es in der Eskalation von Konflikten drei Hauptphasen: In der ersten Phase lässt sich der Konflikt für bei­de Parteien zufriedenstellend lösen (Win-win), In einer zweiten Phase beginnt die Abwärtsspirale (Win-lose): Eine der Kon­fliktparteien wird den Kürzeren ziehen. In der letzten Phase (Lose-lose) verlieren beide. Solche Extreme eines eskalieren­den Konflikts lassen sich aktuell gerade auf der grossen Weltbühne sehr gut be­obachten (siehe Grafik).

Wichtige Voraussetzungen für ein erfolgreiches Konfliktmanagement

Konfliktbereitschaft

Sobald sich eine Auseinandersetzung an­bahnt, treten viele den Rückzug an, um einem möglichen Konflikt aus dem Weg zu gehen. Beteiligte sollten sich einem Konflikt stellen und sich und ihre Mei­nung, ihre Gefühle und Vorstellungen aktiv einbringen können.

Kommunikation

Es braucht Diskussionen und einen offe­nen und ehrlichen Dialog, um Meinungs­verschiedenheiten zu bereinigen. Wer nicht miteinander spricht, kann keine gemeinsame Lösung finden. Stattdessen brodelt ein Konflikt still vor sich hin, bis er unweigerlich eskaliert. Aus unserer Erfah­rung findet ein zielführendes Gespräch oft zu spät statt, und eine Trennung der Parteien ist unausweichlich.

Kompromissbereitschaft

Beide Seiten müssen bereit sein, einen Schritt auf den anderen zuzumachen und gemeinsam Kompromisse zu finden. Stur auf der eigenen Meinung zu verharren, ist wenig konstruktiv und bringt keine Lösung der problematischen Situation. Diese Bereitschaft darf aktiv eingefordert werden, damit es allen Beteiligten klar wird, dass sich ohne ihre Mitarbeit nichts an der Situation ändern wird.

Erstes Praxisbeispiel: Anna

Anna, 40, welche neun Jahre für einen Detailhandelsbetrieb tätig ist, ärgert sich immer wieder über Schwierigkeiten in internen Prozessen in der Projektbear­beitung. Gewisse Abläufe sind schlecht koordiniert, und Kunden werden in letzter Minute Änderungswünsche zu­gestanden. Dies ist mit einem enormen Mehraufwand verbunden. Zu einem be­stimmten Zeitpunkt eskaliert die Situa­tion mit dem Vorgesetzten. In der Folge trifft man sich zu dritt gemeinsam mit der HR-Abteilung, um eine konstruktive Konfliktlösung zu finden. Man schätzt Anna und ihr langjähriges Wissen in der Firma sehr und will sie auf keinen Fall verlieren. Da sich die Zusammenarbeit mit dem Vorge­setzten schwierig gestaltet, entscheidet man sich, Anna früher in den Prozess einzubeziehen und in eine Abteilung zu versetzen. Zusätzlich stellt man ihr ein Coaching zur Verfügung, um belastende Themen mit einer neutralen Person zu besprechen.

Hier wurde frühzeitig nach konstruktiven Konfliktlösungen gesucht, bevor eine Kündigung ausgesprochen werden musste. Zudem ist ein solches Vorgehen auch als Zeichen der Wertschätzung seitens des Unterneh­mens anzusehen. Anna fühlt sich heute wieder viel wohler bei ihrer Aufgabe.

Zweites Praxisbeispiel: Max, 62

Max, 62, seit 20 Jahren Geschäftsleitungs­mitglied in einem Unternehmen, hat sich von Anfang an nicht mit dem neuen CEO verstanden. Werte und Verständnis über die strategische Ausrichtung waren zu unterschiedlich. Max fühlte sich vom CEO nicht ernst genommen, der CEO erachte­te Max als wenig kompatibel mit seiner angestrebten Neuausrichtung des Unter­nehmens. Der Versuch, sich in gemeinsa­men Gesprächen anzunähern, verlief we­nig konstruktiv, beide Seiten verharrten in ihren Vorstellungen, die Situation verhär­tete sich. Da Max dem CEO zudem hier­archisch nicht gleichgestellt und deshalb seine Meinung weniger durchsetzungsfä­hig war, zog er sich verbal mehr und mehr zurück, war frustriert und konnte seine Leistung nicht mehr im gewohnten Mass zeigen. Es kam, wie es kommen musste, und Max wurde vom CEO gekündigt. HR wurde nicht involviert. Max hat die Kün­digung mit den angegebenen Gründen nicht akzeptiert, und am Schluss kom­munizierten die Anwälte beider Seiten miteinander.

Diese zwei Beispiele zeigen, dass es ziel­führend sein kann, frühzeitig Optionen hinsichtlich Konfliktlösung in Betracht zu ziehen, bevor es zu einer Kündigung kommt. Oftmals sind Kreativität und Flexibilität gefragt. Zudem werden Beziehungs- oder Gefühlskonflikte häufig nicht erkannt, da der Fokus zu wenig auf der emotionalen Ebene liegt. Statt­dessen suchen die Beteiligten den Aus­löser des Konflikts auf der Sachebene. Das erschwert ein Konfliktgespräch und die funktionierende Kommunikation und führt dann zu unnötigen Kündigungen.

Damit Konfliktmanagement funktionie­ren kann, braucht es immer den Willen, die Hilfe und Mitarbeit aller Beteiligten. Falls sich eine in den Konflikt involvierte Partei bei der Bearbeitung des Konflikts ver­weigert, kann ein Lösungsprozess kaum erfolgreich sein. Der Vorgesetzte steht jedoch durch seine Rolle besonders in der Verantwortung, diesen Prozess anzustos­sen und zu begleiten. Oftmals ergibt es Sinn, eine Konfliktmediation durch einen externen Mediator durchzuführen, da die involvierten Parteien zu wenig neutral sind und so verhärtete Fronten entstehen können. Durch eine neutrale Aussensicht können diese oftmals aufgebrochen und Konfliktlösungen erarbeitet werden.

Newsletter W+ abonnieren